Update 2.5.2018: Wir haben einen Plattform-Prototyp entwickelt, der Workern und Interessenvertretungen einen effizienteren Informationsaustausch miteinander ermöglichen soll. Aktuell führen wir dazu eine Befragung durch, bei der wir den Prototypen hinsichtlich seiner Anwendbarkeit und Nützlichkeit evaluieren möchten. Bei Interesse, den Prototypen auszuprobieren und anschließend Feedback im Rahmen eines kurzen Fragebogens zu geben, bitte Jürgen Musil kontaktieren: juergen.musil@tuwien.ac.at
Crowdwork, als eine moderne Form der Arbeitsorganisation, beschreibt die Auslagerung von Aufgaben an eine externe, verteilte Gruppe von freiwilligen Arbeitskräften, die Crowd. Die Aufgaben-Koordination und Prozesssteuerung wird dabei über eine zentrale web-basierte Plattform gesteuert, die Crowdwork Plattform. Jede Person (Crowdworker), die über einen Zugang zum Internet verfügt, kann an solch einer Plattform-basierten Arbeit teilnehmen, welche auch in Österreich eine immer größere Rolle spielt. Aktuelle Diskussionen und Reports in Österreich betrachten verschiedenste Aspekte und Bereiche von Crowdwork, dabei wird bisher jedoch oft die technische Perspektive mit ihren Aspekten und Anforderungen vernachlässigt. Dadurch besteht ein verstärkter Wissensbedarf über (1) die technische Funktionsweise von Crowdwork Plattformen, deren Eigenschaften, Prozesse, und die zu Grunde liegenden Technologien, sowie (2) die aktuellen Ansätze, die von Crowdworkern zur Selbst-Organisation in diesem digitalen Arbeitsraum genutzt werden.
Diese Forschungsarbeit adressiert daher zwei Schwerpunkte: Erstens, gibt sie einen umfassenden Einblick in Crowdwork Plattformen aus einer technischen Perspektive, wobei hier ein besonderer Fokus auf die angewandten Prozesse, Mechanismen, involvierten Akteure, Schnittstellen, Datenstrukturen, sowie Datenflüsse gelegt wurde. Zweitens, die Erhebung von technologiegetriebenen Ansätzen, die zur Selbst-Organisation von Crowdworkern verwendet werden. Dieser Aspekt ist darauf zurückzuführen, dass sich parallel zur Crowdwork Plattform ein Netzwerk verschiedenster Kommunikations-Plattformen und Werkzeuge entwickelt hat, das von Crowdworkern zum Informationsaustausch miteinander genutzt wird. Durch diese Erhebung sollen neue Einblicke in bestehende Problemfelder gewonnen, aktuelle Entwicklungen hinsichtlich der wachsenden Gemeinschaft an Crowdworker erfasst, sowie neue sozio-technische Anforderungen für zukünftige Verbesserungen von Crowdwork-Plattformen abgeleitet werden.
Im Rahmen dieser explorativen Studie wurde eine Literaturrecherche und -analyse durchgeführt um einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu erhalten. Weiters wurden die Ergebnisse der Literaturanalyse gestützt durch Daten aus einer qualitativen Untersuchung von 8 Crowdwork Plattformen sowie einer weiteren qualitativen Untersuchung von Online Community Plattformen, die zum Informationsaustausch und zur Selbst-Organisation von Crowdworker verwendet werden.
Basierend auf den Ergebnissen wurde festgestellt, dass sich Crowdworker bei ihrer Selbst-Organisation über Foren, Social Media Gruppen und Crowdwork-spezifischen Plattformen austauschen. Social Media Gruppen sind besonders bei Gigworkern beliebt, wobei hier eine hohe Fragmentierung in regionale Gruppen mit stark beschränkter Sichtbarkeit festgestellt wurde. Insgesamt kann ein dreistufiges Crowdwork Ökosystem mit den Bereichen Crowd Work, Crowd Community und Crowd Advocacy beschrieben werden. Aktuelle Limitierungen ergeben sich entlang des Crowdwork Prozesses auf der Plattform hinsichtlich intransparenter Verarbeitung von Metadaten sowie fehlender Mechanismen zur Überprüfbarkeit der Umsetzung von Prozessen und Richtlinien im Software System. Weiters wurde eine fehlende Integration und Daten-Interoperabilität zwischen Kommunikations-Plattformen in den Bereichen Crowd Community und Crowd Advocacy festgestellt.